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Leitsatz "Reha statt Rente":
Die Rentenreform 1957 setzte auf umfassende Rehabilitation, um Arbeitsunfähigkeit zu vermeiden. In den Reha-Kliniken wurde seit den 50er Jahren autogenes Training eingesetzt.
Kurklinik Westfalenheim der Landesversicherungsanstalt Westfalen, Bad Ems.
Stationäre Großeinrichtungen, öffentliche Kritik und Deinstitutionalisierung seit den 1970er Jahren
Termin: 14./15. März 2019
Tagungsort: LWL-Landeshaus, Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48147 Münster
Dokumentations- und Forschungsstelle der Sozialversicherungsträger
in Kooperation mit:
Anmeldung beim LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
E-Mail: monika.kestermann@lwl.org
Seit den 1960er Jahren standen Anstalten zunehmend in der Kritik: Sie galten als starres Instrument der Sozialpolitik, als "totale Institutionen" und Widerspruch zu zeitgemäßen Lebensformen. "Deinstitutionalisierung" lautete das neue Paradigma. Der gesellschaftliche Umgang mit Hilfebedürftigen und "Randgruppen" sollte nicht länger der Eigenlogik eines "ghettoisierenden" Systems folgen, sondern individuellen Bedürfnissen, Rechten und Ansprüchen der Betroffenen Rechnung tragen. Seither entwickelten sich
offene, integrative, gemeindenahe und selbstbestimmte Hilfeangebote und -formen.
Die Tagung spürt dieser Geschichte der Deinstitutionalisierung auf unter- schiedlichen gesellschaftlichen Feldern nach.
Die Referentinnen und Referenten fragen nach den Entstehungsbedingungen, Widersprüchen und Beharrungskräften. Schließlich war der Wandel keine konfliktfreie Erfolgsgeschichte. Reformbedarf und -impulse trafen bei den Sozialleistungs- und Einrichtungsträgern auf Verdrän- gungsängste und Widerstände. Das Recht auf
ein selbstbestimmtes Leben musste von den Betroffenen erst erstritten werden.
Der Wandlungsprozess wird daher durch einen multiperspektivischen Zugriff in den Blick genommen. Aus einer politik-, sozial- und kulturgeschichtlichen Perspektive sowie im regionalen und transnationalen Vergleich nehmen die Vortragenden die Heimerziehung und Jugendhilfe, die Versorgungsstrukturen für Menschen mit Behinderungen, das Feld der Psychiatrie sowie den Umgang mit Strafgefangenen und Suchterkrankten in den Blick. Damit bietet die Tagung erstmals einen systematischen Überblick und die Gelegenheit für einen
intensiven Austausch über die Frage nach dem "Ende der Anstalt" seit den 1970er-Jahren.
Donnerstag, 14. März 2019
9.30 Uhr
Anreise und Stehkaffee
10.00 Uhr Begrüßung
Matthias Löb (Direktor des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe)
Thomas Keck (Erster Direktor Deutsche Rentenversicherung Westfalen)
Prof. Dr. Malte Thießen (LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte)
10.15 Uhr Einführung
Die Anstalt als Hilfe- und Lebensform und der Wandel der bundesdeutschen Gesellschaft
Dr. Wilfried Rudloff, Kassel
1. Sektion: "Heimerziehung und Jugendhilfe"
Moderation: Prof. Dr. Malte Thießen, Münster
10.50 UhrHeimerziehung und Krise der Anstalt
Dr. Uwe Kaminsky, Bochum
11.35 Uhr Kaffeepause
11.55 UhrVom Heim zur sozialpädagogischen Lebensgemeinschaft – Konzeptionelle Reformen in der Erziehungshilfe nach 1970
Prof. Dr. Carola Kuhlmann, Bochum
12.40 Uhr Heimerziehung und Jugendhilfe in der DDR
Prof. Dr. Karsten Laudien, Berlin
13.25 Uhr Mittagspause
2. Sektion: "Versorgungsstrukturen für Menschen mit Behinderungen"
Moderation: Prof. Dr. Heiner Fangerau, Düsseldorf
14.40 Uhr Heime im Umbruch – Entgrenzungen und Schwellen
Dr. Ulrike Winkler, Trier
15.25 UhrDie Selbstbestimmt-Leben-Bewegung – Heimkritik und ambulante Versorgungsstrukturen
Jonas Fischer, Bochum
16.10 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Kritik an der Rehabilitation – Akteure und Handlungsfelder 1980er bis 2000er Jahre
Dr. Marc von Miquel, Bochum
Freitag, 15.März 2019
3. Sektion: "Psychiatrische Versorgung"
Moderation: Prof. Dr. Franz-Werner Kersting, Münster
9.00 Uhr Aufbrüche und Umbrüche. Die Psychiatriereform in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel in den 1970er/1980er Jahren
Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl, Bielefeld
9.45 Uhr Radikale Psychiatriekritik und die Transformation des Anstaltswesens
Dr. Christof Beyer, Heidelberg
10.30 Uhr Kaffeepause
10.50 Uhr Antipsychiatrie und administrativer Pragmatismus. Anstaltsschließungen in Großbritannien Ende des 20. Jahrhunderts in der Praxis – das Beispiel Glasgow
Dr. Jens Gründler, Münster
11.35 Uhr Die "brutale Realität" sichtbar machen! Eine Fotodokumentation aus dem Westfälischen Landeskrankenhaus Warstein (1970)
Prof. Dr. Franz-Werner Kersting, Münster
12.20 Uhr Mittagspause
4. Sektion: "Umgang mit Devianz"
Moderation: Dr. Wilfried Rudloff, Kassel
13.30 Uhr (Un)Sinn der Strafanstalt. Alternative Konzepte der Freiheitsstrafe seit den 1970er Jahren
Dr. Annelie Ramsbrock, Potsdam
14.15 Uhr "Helfender Zwang?" Zum behördlichen Umgang mit Heroinabhängigen in Frankfurt am Main, 1975-1985
Sebastian Haus, Marburg
15.00 Uhr Kaffeepause
15.20 Uhr Vom stationären Dogma zum flexiblen Versorgungssystem? Wandlungsprozesse in der Rehabilitation von Abhängigkeitskranken ab den 1970er Jahren
Dr. Christoph Wehner, Bochum
16.05 Uhr Schlusskommentar
Prof. Dr. Martin Lengwiler, Basel
16.30 Uhr Ende der Tagung